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Gesunde Zukunft | NEWS

28.12.18|Glyphosat-Ausstieg droht teuer zu werden

veröffentlicht am: 28-12-2018
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Glyphosat-Ausstieg droht teuer zu werden

Alternative Verfahren kosten fast zehnmal so viel. Aber vielleicht akzeptieren die Görlitzer auch mehr Unkraut in ihren Parkanlagen.

Der Verzicht auf das Pflanzengift Glyphosat erhöht die Kosten für die Pflege der Grünanlagen deutlich. Das geht aus Zahlen hervor, die der Leiter des städtischen Betriebshofes, Peter Schäfer, jetzt vor dem Stadtrat bekannt gab. Kostete die Pflege von rund 75.000 Quadratmeter Fläche bislang 15.500 Euro pro Jahr, werden bei selbem Standard ohne Glyphosat-Einsatz rund 135.000 Euro pro Jahr fällig. Hinzu kommen einmalige Kosten für die Anschaffung von Maschinen in Höhe von rund 140.000 Euro.

Im April hatte der Stadtrat auf Initiative der Linkspartei und der Bündnisgrünen beschlossen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt auf den Einsatz des Pflanzengiftes künftig in Görlitz zu verzichten. Görlitz gehört damit zu den rund 460 Städten und Dörfern in Deutschland, die nach Angaben der Naturschutzorganisation BUND ihre Grünflächen ohne Glyphosat bewirtschaften wollen. In Deutschland gibt es rund 11.000 Gemeinden. Der BUND hatte Ende vergangenen Jahres eine Aktion gestartet, um den Einsatz von Glyphosat im privaten und öffentlichen Raum zurückzudrängen. Das ging bis zu Musteranträgen für Gemeinde- oder Stadträte. Davon bedienten sich auch die Görlitzer Initiatoren, um das Thema in den Stadtrat zu bringen.

Glyphosat ist seit Jahren umstritten. Einerseits ist es so wirksam gegen Unkraut, dass danach an den eingesetzten Stellen auch wirklich nichts wächst. Allerdings vernichtet es eben nicht nur Unkraut, sondern auch Wildkräuter und vieles mehr. Die Artenvielfalt schrumpft. Bislang galt Glyphosat unter den Pflanzengiften zwar noch am verträglichsten, weil es nur eine kurze Lebensdauer hat und gegenüber Tieren eine geringe Giftigkeit aufweist. Seit aber die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend“ für den Menschen eingestuft hat, wächst die Skepsis. Das zeigte sich auch bei einer Diskussionsveranstaltung im April dieses Jahres im Görlitzer Café Kugel. Die EU hat im Herbst vergangenen Jahres aber nochmals die Genehmigung um fünf Jahre verlängert. Denn so eindeutig ist die Lage nicht. Es gibt auch genügend renommierte Gesundheitsorganisationen, die der Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation widersprechen.

Im vergangenen Jahr setzte der Betriebshof rund 46 Liter des Mittels Glyfos Supreme ein. Das Konzentrat wurde im Verhältnis 1 zu 50 verdünnt, sodass am Ende 2.300 Liter der Mischung verspritzt wurden. Das Mittel wurde nicht im Umfeld von Kindertagesstätten oder Schulen eingesetzt, sondern bei der Pflege von Wegen in Park- und Grünanlagen, während Ferienzeiten in Sportstätten sowie bei anderen Objekten, wie Schäfer erläuterte.

Nach der Entscheidung des Stadtrates testete der Betriebshof verschiedene neue Verfahren, um künftig ohne Glyphosat auszukommen. Darunter ein thermisches Verfahren, bei dem Infrarottechnik eingesetzt wird, sowie ein Heißschaumverfahren. Bei beiden Möglichkeiten müssen die bearbeiteten Flächen anschließend maschinell gereinigt werden. Möglich ist auch die „Wildkrautbürste“, eine Kehrmaschine mit speziellen Radialbesen mit härteren Borsten aus Kunststoff oder Metall. Generell gilt aber: Um denselben Effekt wie bislang zu erreichen, also die Anlagen genauso unkrautfrei zu halten wie bisher, müssen die Mitarbeiter des Betriebshofes die Verfahren mehrmals im Jahr anwenden. Deswegen rechnet Schäfer mit einem Mehrbedarf von rund 2,7 Vollzeitstellen. Hinzu kommen noch Kosten für die Vergabe von Leistungen. Macht zusammen 135.000 Euro. Die Maschinen wiederum kosten in ihrer Anschaffung rund 140.000 Euro. Der Stadtrat muss nun beraten, inwiefern welches Verfahren künftig bei der Grünpflege in Görlitz angewandt werden soll. Und auch, ob die Görlitzer Grünanlagen auch etwas mehr Unkraut vertragen. Für den Fraktionschef der Linken, Thorsten Ahrens, der sich sehr für das Glyphosat-Verbot eingesetzt hatte, wäre das auch ein Weg, um die höheren Kosten doch noch etwas zu senken. Nur eines scheint keine Alternative mehr zu sein: die Rückkehr zu Glyphosat.

Quelle: saechsische.de

 

Zuletzt geändert am: 23-01-2019 um 00:26

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