Ein Foto von einem Wolfswelpen macht auf Facebook die Runde. Das Tier wird in der Hand gehalten. Über 400 Mal ist der Beitrag geteilt worden. Zu lesen ist, der Welpe sei alleine im Wald herumgeirrt und nun in den Naturschutztierpark Görlitz gebracht worden.
Beim Naturschutztierpark halten sich die Mitarbeiter dazu bedeckt. Verwiesen wird an den Leiter der Einrichtung, Sven Hammer. Dazu könne er keine Auskunft geben, sagt er am Telefon. Ebenso wenig Auskunft gibt das Lupus-Institut, dessen Mitarbeiter sagen, sie hätten „davon etwas gehört.“
Vielmehr verweisen Tierparkchef Hammer und auch das Lupus-Institut an die neue „Fachstelle Wolf“ am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Sachsen. Da gibt es die offizielle Bestätigung. Ein Wolfswelpe ist tatsächlich im Görlitzer Tierpark gelandet. „Am Pfingstmontag informierten uns Wanderer von einem kleinen Wolf, der ihnen die ganze Zeit hinterher gelaufen ist“, sagt Matthias Rau von der Fachstelle Wolf.
Das Jungtier habe sich auf einem stark frequentierten Hauptwanderweg bei Burkau befunden. Etwa 20 Kilometer von Burkau entfernt wurde im Februar 2018 ein neues Wolfsrudel bei Stolpen/Hohnstein im Rahmen des Wolfsmonitorings bestätigt. Viele Menschen seien auf dem Wanderweg bei Burkau spazieren gewesen und hätten den Welpen gesehen, so Matthias Rau. Dass die Spaziergänger den kleinen Wolf letztendlich aufnahmen, um ihn zu retten, sei richtig gewesen.
Warum der Kleine menschlichen Anschluss suchte, ist aktuell ungeklärt. Ebenso wenig steht fest, wo sich das Muttertier oder andere zum Rudel gehörende Wölfe aufgehalten haben. „Das Lupus-Institut wurde informiert und hat den Welpen in den Naturschutztierpark gebracht“, so Matthias Rau. Der kleine Wolf hat also bereits eine Autofahrt hinter sich.
Etwa vier bis fünf Wochen alt sei das Tier, welches nun in der Quarantänestation versorgt wird. Genetische Untersuchungen sollen die Rudelzugehörigkeit ebenso klären, wie die Frage, ob es sich möglicherweise um einen Hybriden handelt. Fest steht bereits, es handelt sich um ein weibliches Tier. Die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen stehen noch aus. Im Tierpark bleiben soll das Kleine nicht. „Der Welpe wird auf die Auswilderung vorbereitet“, bestätigt Rau.
Das erste Foto tauchte im Internet am Dienstag auf. Veröffentlicht hat das Jos de Bruin. „Mir wurden die Bilder von den Findern des Welpen geschickt, damit ich bestimme, ob es sich tatsächlich um einen Wolf handelt“, sagt er. Den Wanderern sei anfangs gesagt worden, es handele sich vermutlich um einen Fuchswelpen. Dem sei nicht so, bekräftigt auch de Bruin. Er vermutet, dass das Tier entweder bei der Umsiedlung zur Höhle „verloren gegangen ist.“ Oder dass es Stress mit einem anderen Rudel oder Menschen in der Nähe gab.
Allerdings sagt er selbst, diese Gedanken seien reine Spekulation. De Bruin betreibt die Internetseite „Wolf-Auffang“, ist Gründer der Stiftung „Wolves Unlimitid“ und betreibt eine „Wolfauffangstation“ in Sonsbeck, einer Stadt westlich von Wesel am Niederrhein. „Wohl deshalb haben sich die Leute ebenfalls an mich gewendet und mir Bildmaterial geschickt“, sagt er.
Quelle: saechsische.de / Görlitz